Europa

von Hermann Kroll-Schlüter

Vor sechzig Jahren gab es ein europäisches Narrativ  (sinnstiftende Erzählung ):

Frieden, Freiheit und Versöhnung, nie mehr Krieg, eine europäischen Union, wirtschaftlich geprägt von Austausch und offenen Grenzen

Dieses Narrativ erreicht viele Menschen nicht mehr.

Heute

Europäische Souveränität:

starke europäische Sicherheits und Verteidigungspolitik, Humane Migrationspolitik, partnerschaftliche Entwicklungspolitik, nachhaltige Umwelt und Klimapolitik, Aktive Gestaltung der Digitalisierung, Stärkung der Währung und Wirtschaftsmacht der EU.

 

Also ein Staatenverbund, kein europäischer Bundesstaat.

Die EU ist ein Verbund von Staaten ( Staatenverbund), die einen Teil ihrer Souveränität vergemeinschaftet haben.Die Staaten bleiben aber die Quelle der Souveränität.

Die europäische Einheit wird also ein dauerhafter Prozess sein, dessen Legitimation sich aus den großen Aufgaben ergibt, die die Europäer nur gemeinsam lösen können

Europa besteht aus vielen Nationen, Kultur und Traditionen, vor allem aber aus vielen verschiedenen Menschen. Was uns verbindet, sind unsere gemeinsamen Werte. Grundlage für sie ist die Menschenwürde. Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild und bean-

sprucht damit Personalität, Individualität und Freiheit.

Die europäische Union ist geprägt vom europäischen Menschenbild, und dieses gründet im Christentum und in der Aufklärung. Hier liegen die Wurzeln der unantastbaren Menschenwürde, der Menschenrechte, der rechtsstaatlichen Demokratie.

Europa existiert nicht aus sich heraus sondern  braucht sowohl eine politische als auch eine geistige Legitimationsgrundlage . Ein Europa aus 27 Mitgliedsländern braucht eine gemeinsame Wertegrundlage. Dabei kann in Europa die christliche Wertgrundstellung nicht unberücksichtigt bleiben. Menschen brauchen religiöse Orientierung, haben sie immer gebraucht. Die weltliche Werteordnung unseres Landes, die weltliche Werteordnung Europas, sie trägt sich nicht von selbst, sondern ist an Voraussetzungen gebunden. Und zwar ist sie an religiöse Begründungen von Freiheit und Menschenwürde gebunden. Sie braucht diese Voraussetzungen für die Lebendigkeit und Stabilität der Freiheit und der Achtung der Menschenwürde. Der moderne Staat gründet auf Freiheit und Menschenwürde, die an religiöse Wurzeln gebunden sind.

 

Wir erkennen auch vor diesem Hintergrund: Gefragt ist christliche Erneuerung.

Und: Gefragt sind Begegnung und Dialog.

Richard v. Weizsäcker: “Wo Begegnung ist, wächst Verständnis, wo Verständnis ist, wächst Freundschaft, wo Freundschaft ist, wächst Frieden“

Das ist es und das bleibt es: Europa ist ein Friedensprojekt!

 

 

H.K.-Sch.

 

2019